Portrait, Theo B.

„Im Dezem­ber 2011 hat­te ich einen Schlag­an­fall. Der Not­arzt brach­te mich ins Uni­kli­ni­kum nach Würz­burg. Dort blieb ich für ca. fünf Tage. Gleich im damals neu­en Jahr 2012 wur­de ich dann zur Reha­bi­li­ta­ti­on erst­ma­lig in die Kli­nik Bava­ria über­wie­sen.” So fasst Theo B. nüch­tern den bis­lang tiefs­ten Ein­schnitt in sei­ner Kran­ken­ge­schich­te zusam­men. Im Fach­jar­gon lau­tet die Dia­gno­se: Tha­la­mus­in­farkt links.

„Die MBO® ist richtig klasse”!

Theo B.

Die betrof­fe­nen Area­le des Gehirns wer­den unterver­sorgt. Schnel­les Han­deln hat bei der Akut­ver­sor­gung daher obers­te Prio­ri­tät, um ein fort­schrei­ten­des Abster­ben der Ner­ven­zel­len nach Mög­lich­keit zu ver­hin­dern. Die Fol­gen der Erkran­kung sind je nach Schwe­re des Infarkts, des betrof­fe­nen Bereichs sowie der Zeitspan­ne bis zur Behand­lung viel­fäl­tig. Die Band­brei­te reicht von einer Gene­sung ohne merk­li­che Fol­gen über Läh­mungserscheinungen, Wahr­neh­mungs­stö­run­gen bis hin zum Tod. Auf­grund die­ser Unter­schie­de und der Kom­ple­xi­tät der Erkran­kung fällt vie­len Men­schen der Umgang mit Schlag­an­fall Betrof­fe­ne schwer. Oft wer­den sie abge­schrie­ben, man traut ihnen, trotz günsti­gem Hei­lungs­ver­laufs, nichts mehr zu. Herr B. trat sei­ne Anschluss­heil­be­hand­lung in der Kli­nik Bava­ria mit Beein­träch­ti­gun­gen sei­ner rech­ten Kör­per­hälf­te an. Er klag­te über man­geln­des Gefühl in Arm, Bein und Sei­te. Zudem war die Fein­mo­to­rik sei­ner rech­ten Hand stark ein­ge­schränkt, genau­so wie sei­ne kör­per­li­che Belast­barkeit ins­ge­samt. Bei den erwähn­ten wei­te­ren Dia­gnosen han­del­te es sich u. a. um eine Arthro­se des Schul­ter­ge­lenks, die Fol­gen einer Oberschenkelfrak­tur, Pro­ble­me mit dem rech­ten Sprung­ge­lenk sowie ein Bandscheibenleiden.

Zwar zeig­te der Gene­sungs­ver­lauf bei Herrn B. recht schnell, dass der ver­hei­ra­te­te Vater zwei­er Kin­der für sich selbst sor­gen kön­nen und kei­ner Pfle­ge bedür­fen wird. Die Schwe­re und die Kom­bi­na­ti­on der diver­sen Erkran­kun­gen bzw. Ver­let­zun­gen stell­ten ihn aber vor die Fra­ge, ob und in wel­chem Maße er wei­ter­hin sei­nem Erwerb wür­de nach­ge­hen kön­nen. Herr B. ist gelern­ter Dre­her und arbei­te­te in die­sem Beruf bereits seit ca. 40 Jah­ren. Sei­ne Tätig­keit besteht dar­in, Me­tallstangen mit einer Län­ge zwi­schen 0,5 und 2 m und einem Gewicht von bis zu 40 kg in eine Maschi­ne ein­zuspannen, um die Roh­lin­ge zu bear­bei­ten, was Ge­schicklichkeit und Fein­mo­to­rik erfor­dert. Anschlie­ßend gilt es, die teil­wei­se unhand­li­chen Werk­stü­cke um- und ein­zu­la­gern. Im Hin­blick auf sei­ne Rücken­pro­ble­ma­tik und die Läh­mungs­er­schei­nun­gen sind dies kei­ne ide­alen beruf­li­chen Anforderungen.

MBO® — Medizi-nisch-berufsorien-tierte Rehabilitation

Um auch Reha­bi­li­tan­den mit schwe­re­ren Einschrän­kungen wie z. B. Theo B. wei­ter­hin die Berufs­tä­tig­keit zu ermög­li­chen und damit ein Fun­da­ment der Eigen­ständigkeit zu erhal­ten, bie­tet die Kli­nik Bava­ria mit der Medi­zi­nisch-berufs­ori­en­tier­ten Reha­bi­li­ta­ti­on (MBO®) ein Pro­gramm an, das spe­zi­ell auf die Anforderungen

Erwerbs­tä­ti­ger zuge­schnit­ten ist. Wäh­rend sei­nes vier­wöchigen Auf­ent­halts 2012 wur­de zunächst im Rah­men von ergo- und phy­sio­the­ra­peu­ti­schen Anwendun­gen ver­sucht, Män­gel der Sen­si­ti­vi­tät und Moto­rik zu bes­sern. Außer­dem kamen bald berufs­spe­zi­fi­sche Ele­mente hin­zu. In einer berufs­ori­en­tier­ten Rücken­schu­le wur­de band­schei­ben­scho­nen­des Heben und Arbei­ten ein­ge­übt. In unse­ren Medi­zi­ni­schen Zen­tren für Arbeit und Beruf (MedZAB) ist es mög­lich, ver­schie­dens­te Ar­beitsbereiche in natu­ra nach­zu­stel­len. Fer­ner koope­riert die Kli­nik Bava­ria mit einer Rei­he an Partnerun­ternehmen. So fan­den auch Anwen­dun­gen in einem nahen metall­ver­ar­bei­ten­den Betrieb statt, um Herrn B. im ergo­no­mi­schen Arbei­ten an einer Dreh­bank zu un­terweisen. Herr B. ver­ließ die Kli­nik nach vier Wochen zwar nicht völ­lig beschwer­de­frei, den­noch konn­te er sei­ne frü­he­re Tätig­keit als Dre­her wie­der auf­neh­men. Im Herbst 2014 kam Herr B. zu sei­nem zwei­ten Aufent­halt, einer Reha­bi­li­ta­ti­ons­maß­nah­me in die Kli­nik Ba­varia. Wei­ter­hin und ver­stärkt belas­te­te ihn sei­ne be­troffene rech­te Kör­per­hälf­te. Gera­de durch moto­ri­sche Stö­run­gen in der rech­ten Hand hat­te er im All­tag gro­ße Pro­ble­me. Hin­zu­ka­men Schmer­zen, die das Durch­schlafen erschwer­ten, Appe­tit­lo­sig­keit sowie ein allge­meines Gefühl der Niedergeschlagenheit.

Gemein­sam mit dem Reha­bi­li­tan­den wur­den die Zie­le der neu­er­li­chen Reha­bi­li­ti­ons­maß­nah­me ver­ein­bart. Obers­te Prio­ri­tät hat­te hier­bei die Bes­se­rung der Sen­sitivität der rech­ten Kör­per­par­tien und der Fein­mo­to­rik der rech­ten Hand. In den berufs­spe­zi­fi­schen Anwen­dungen wur­de nach Stra­te­gien gesucht, wie Herr B. trotz der Ein­schrän­kun­gen sei­ner rech­ten Extre­mi­tä­ten den beruf­li­chen All­tag meis­tern kann. Dage­gen vermin­derten sich nach Aus­sa­ge des Reha­bi­li­tan­den sei­ne Rücken­schmer­zen merk­lich. Dar­über hin­aus hat sich eine all­ge­mei­ne Ver­bes­se­rung der kör­per­li­chen Fit­ness ein­ge­stellt, da ein Schwer­punkt der Anwen­dun­gen auf die Medi­zi­ni­sche Trai­nings-The­ra­pie gesetzt wur­de. Neben den viel­fäl­ti­gen the­ra­peu­ti­schen Anwen­dun­gen und den kör­per­li­chen Aspek­ten, spielt im Rehabilitati­onsprozess auch die geis­ti­ge Ebe­ne eine Schlüsselrol­le. Reha­bi­li­tan­den wer­den durch schwe­re Erkrankun­gen oft mit­ten aus dem Leben geris­sen und sind in ihrer ehe­ma­li­gen Leis­tungs­fä­hig­keit oft stark beein­träch­tigt, was nicht zuletzt Aus­wir­kun­gen auf die Psy­che mit sich brin­gen kann. Um neue Ener­gie schöp­fen zu kön­nen, ist es wich­tig, die Erfah­rung der Erkran­kung hin­rei­chend auf­zu­ar­bei­ten, was gemein­sam mit dem Rehabilitan­den ver­sucht wird. Nach Ablauf der zwei­ten Maßnah­me ver­ließ Herr B. unse­re Kli­nik — lei­der immer noch nicht völ­lig frei von Beschwer­den, aber kör­per­lich und men­tal gestärkt und ent­schlos­sen, ins Berufs­le­ben zu­rückzukehren. Wir bedan­ken uns viel­mals für sei­ne Of­fenheit, wün­schen wei­ter­hin gute Bes­se­rung und alles Gute für den kom­men­den Weg.