Patientenportrait, Felix G.
Verschiedene Statistiken belegen, dass Bandscheibenvorfälle in der Altersgruppe der 30-60jährigen am häufigsten vorkommen. Felix G. nimmt die undankbare Rolle des statistischen Ausreißers ein, da er bereits mit 18 Jahren seinen ersten Bandscheibenvorfall erlitten hatte. Um es vorwegzunehmen: Es sollte nicht sein letzter bleiben. Eine Patientenstory über einen eher untypischen und doch interessanten Patienten.
„Da war ich jung und naiv”.
Felix G.
Aktivität spielt in der Freizeitgestaltung von Felix G. seit seiner Kindheit eine zentrale Rolle. Vor allem das Basketballspielen hatte es ihm angetan. Bereits im zarten Alter von 7 Jahren ging er auf Körbejagd. Er blieb seinem Sport über Jahre hinweg treu und konnte in der Jugend beachtliche Erfolge erzielen. Üblicherweise steigt auch im Jugend- und Juniorensport mit steigendem Alter und sich einstellendem Erfolg die Intensität, jedoch auf einem physiologisch absolut vertretbarem Level für Heranwachsende. Angesichts eines Standortwechsels nahmen Qualität und Quantität von Trainings- und Spielbetrieb wenig später nochmals zu, schließlich sollten die Junioren allmählich an den Erwachsenenbereich herangeführt werden.
Volljährigkeit,
Führerschein, Band-scheibenvorfall
Endlich 18: Sein eigener Herr sein, Führerschein, das nahende Abitur, schier unendliche Möglichkeiten, die Welt scheint einem zu Füßen zu liegen. Auch für Felix dürfte dieses Lebensjahr zu den intensiveren gehört haben, allerdings aus weniger erfreulichen Gründen. Im sehr frühen Alter von 18 Jahren erlitt er seinen ersten Bandscheibenvorfall. „Ich hatte zuvor gelegentlich Schmerzen im Rücken und vor allem im rechten Oberschenkel, die kamen und gingen auch wieder. Ich hielt es für eine muskuläre Angelegenheit und schenkte den Schmerzen keine weitere Aufmerksamkeit.“ Allerdings traten die Schmerzen in immer kürzer werdenden Abständen auf und mit steigender Intensität. Schließlich konsultierte Felix doch einen Arzt. Aufgrund des jungen Alters, seines fitten Allgemeinzustands und dem nahezu vollständigen Fehlen von für Bandscheibenvorfällen typischen Warnsignalen — sogenannten Red Flags wie z. B. Lähmungserscheinungen, Berichte über eine äußere Einwirkung, nächtliche Schmerzverstärkung —wurde eine muskuläre Problematik diagnostiziert und behandelt. Da keine Besserung eintrat, wurde schließlich eine MRT durchgeführt, die letztlich Gewissheit brachte: Rechtsseitiger Bandscheibenvorfall im Segment L5/S1, also zwischen dem untersten Lendenwirbel und dem Kreuzbein. Natürlich war die Diagnose für den gerade Volljährigen niederschmetternd. „Ein Bandscheibenvorfall mit 18? Ich war geschockt“, fasste Felix seine Emotionen zusammen. Immerhin stellte sich schnell heraus, dass ihm eine Operation erspart bleiben würde, da eine konservative Therapie hohe Erfolgsaussichten bot.
Basketball war fortan keine Option mehr. „Das hat mich schon belastet. Einerseits, da ich den Sport über 10 Jahre betrieben habe, andererseits, da ich dadurch auch den Kontakt zu manchen meiner Freunde verloren habe.“ Sportliche Betätigung fand er immerhin im Rahmen der Krankengymnastik bzw. Physiotherapie. Die Symptome konnten allmählich gelindert werden bis sie irgendwann komplett verschwanden. Felix galt als beschwerdefrei, mit der Auflage, aufs Basketball zu verzichten und seine Nachsorge fortzusetzen.
Sorglosigkeit und später Rückfall
Die folgenden Jahre lebte Felix ohne Einschränkungen und rückenbedingte Beschwerden. Da es scheinbar keine Probleme mehr gab, rückte nach sechs Monaten die physiologische Nachsorge in den Hintergrund. „Da war ich jung und naiv“, gibt sich der Würzburger selbstkritisch. Nach seiner Einschreibung an der Uni entdeckte er den Ballsport neu für sich. Da ohne direkten Kontakt zum Gegner, schien Volleyball eine geeignete Alternative darzustellen. Ein verglichen mit Basketball ebenfalls großer Teambezug, eine hohe Spielgeschwindigkeit sowie sein überragendes Balltalent sorgten dafür, dass sich Felix schnell zurechtfand – zunächst vor allem beim Beachvolleyball. Aus gesundheitlichen Erwägungen heraus sicherlich keine schlechte Wahl, da der Sand entstehende Kräfte etwa nach Sprüngen dämpft und somit deren Wirkung auf die Wirbelsäule reduziert. 2013 verstärkte er dann das Hallenvolleyball Team des TSV Eibelstadt und stieg mit diesem in die Regionalliga auf.
Operation und An-schlussheilbehand-lung
Am Ende jener Saison konnte Felix allerdings schon nicht mehr auf dem Spielfeld stehen. Grund war das neuerliche Auftreten starker Schmerzen in der Lendenwirbelsäule. Während eines Spiels Ende 2014 brachte eine unsaubere Landung wohl das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen. Die bald darauf getätigte MRT wies einen weiteren, ungleich schwereren Bandscheibenvorfall aus, der sich allerdings einen Wirbel höher (zwischen L4/L5) und auf der linken Seite abzeichnete. Schließlich musste Felix Ende Februar 2015 operiert werden. Im März konnte er dann eine Anschlussheilbehandlung in der Klinik Bavaria antreten. Schnell konnte mit Stabilisation, Mobilisation sowie dem Muskelaufbau begonnen werden. Hinzukamen u.a. Gehtraining, Interferenzstromanwendungen, Bewegungsbäder sowie Ergonomietraining für sitzende Tätigkeiten. Für die Nachsorge in Eigeninitiative erlernte er zudem ein spezielles Heimübungsprogramm.
Die Behandlung verlief für Felix, der stets mit großem Einsatz bei der Sache war, reibungslos. So konnte er unsere Klinik Mitte April 2015 ohne Beschwerden verlassen. „Ich bin mir bewusst, dass ich großes Glück hatte, werde meine Fehler sicherlich nicht wiederholen, von nun an brav meine Übungen machen und besser auf mich achten.“ Aufgrund der guten Vernetzung unserer Webredaktion erfuhren wir, dass Felix bereits Wochen später auf dem Beachvolleyballfeld gesichtet wurde. Ungläubiges Staunen, gepaart mit Unmutsäußerungen ob dieser neuerlichen Unvernunft, machten die Runde. Schnell war ein Ortstermin vereinbart. „Nach diversen Belastungserprobungen und intensiven Absprachen mit Ärzten und Therapeuten kann ich – mit wenigen Einschränkungen – wieder Beachvolleyball spielen.“ Wir wünschen Felix für die Zukunft weiterhin alles Gute und hoffen, dass er diesmal nicht nur auf dem Spielfeld „am Ball bleibt“.